07.07.2014
„Woran soll man denn sonst testen?“ - Ein Film über moderne Forschungsmethoden ohne Tierversuche
Ärzte gegen Tierversuche zum Film - Zitat:
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche stellt heute seine neue Filmproduktion im Internet vor. Der halbstündige Film zeigt anhand von Beispielen die Möglichkeiten und Vorteile der tierversuchsfreien Forschung auf, aber auch die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat.
In den letzten Jahrzehnten mussten immer wieder im Tierversuch geprüfte Medikamente vom Markt genommen werden, weil bei Patienten nicht vorhergesehene Nebenwirkungen, zum Teil mit Todesfolge, auftraten. Allein in Deutschland sterben jährlich etwa 58.000 Patienten durch Nebenwirkungen von Medikamenten und weitere Zigtausende tragen schwere Schäden davon – durch Arzneimittel, die zuvor ausgiebig an Tieren getestet wurden.
Obwohl Tierversuche Medikamente keineswegs sicher machen, gelten sie immer noch als „Goldstandard“ in der Forschung. Tierversuchsprojekte werden pro Jahr mit Milliarden öffentlicher Gelder subventioniert, während moderne, tierversuchsfreie Studien kaum unterstützt werden.
Doch trotz mangelhafter finanzieller Förderung hat die In-vitro-Forschung enorme Fortschritte erzielt. Diese modernen Systeme sind nicht nur ethisch unproblematisch, sondern haben auch aus wissenschaftlicher Sicht unschlagbare Vorteile gegenüber Tierversuchen. So bringen Studien mit menschlichen Zell- und Gewebekulturen sowie Computersimulationen, die auf menschlichen Daten basieren, gut wiederholbare und eindeutige Ergebnisse, denn das Problem der Übertragbarkeit zwischen Tier und Mensch entfällt.
Immer mehr Forschungseinrichtungen erkennen diese Vorteile und entwickeln fundierte In-vitro-Methoden, um die Auswirkungen von Substanzen auf den menschlichen Organismus zu testen. Selbst komplexe Organsysteme lassen sich im Reagenzglas lebensecht nachahmen.
Der von „friendshipfilm production“ im Auftrag von Ärzte gegen Tierversucheproduzierte Film lässt In-vitro-Forscher und andere Experten zu Wort kommen und zeigt auf, dass eine Abschaffung aller Tierversuche, wie der Ärzteverein und immer mehr Experten sie fordern, nicht nur möglich, sondern auch nötig ist.
06.01.2014
Mini-Mensch im Chip-Format (Handelsblatt)
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Tierversuche können nicht gut genug vorhersagen, wie Menschen auf ein Medikament reagieren. Doch Menschenversuche sind heikel und teuer. Es sei denn, man hat alle menschlichen Organe in Miniaturversion auf einem Chip.
Cambridge Einatmen, ausatmen, einatmen... Und zwischendurch klickt es rhythmisch. Was hier am Wyss Institute der Harvard University in Cambridge atmet ist weder ein Tier noch ein Mensch sondern die Miniatur-Version einer Lunge, einer „Lunge auf dem Chip“. Klickende Vakuumpumpen simulieren Atembewegungen und dehnen Bronchien- und Blutgefäßzellen, die in winzigen Tunneln eines daumengroßen Silikonchips liegen – ganz ähnlich wie in den Lungenbläschen des Originalorgans.
Ob Lunge, Leber, Niere, Muskel, Haut, Darm – weltweit versuchen Forscher derzeit, die Organe des Menschen zu imitieren und zu miniaturisieren. Doch es geht nicht um den Ersatz kranker Organe. Mit Hilfe der Mini-Organe sollen die Lebensfunktionen des menschlichen Organismus im Labor nachempfunden werden. Dafür verbinden die Forscher sogar schon mehrere Organe auf einem Chip, und bereits 2017 soll der Zusammenschluss von zehn Organen eine Miniaturversion des Menschen, den „human on a chip“, ermöglichen.
Da jede einzelne Studie an Menschen hunderte von Millionen Euro kosten kann, summieren sich die Kosten pro erfolgreich zugelassenem Medikament mittlerweile auf schätzungsweise 1,1 Milliarden Dollar – vor allem weil die zahlreichen Fehlentwicklungen zu Buche schlagen. Händeringend suchen Medikamentenentwickler deshalb nach neuen Methoden, mit denen bessere Vorhersagen möglich sind als mit Tierversuchen oder einfachen Zellkulturen. Seit 2010 die von Donald Ingber, dem Gründer, Direktor und Chef-Forscher des Wyss-Instituts, entwickelte Minitatur-Lunge seine ersten künstlichen Atemzüge tat, hoffen Pharmafirmen, Zulassungsbehörden und Forscher gleichermaßen auf die Organ-Chips, um die Medikamentenentwicklung nicht nur billiger, sicherer und produktiver machen zu können.
16.01.2013
Leuchtende Liposomen ersetzen Tierversuche
"ETH-Forscher haben eine Methode zum Patent angemeldet, mit der sie die biologische Aktivität eines der stärksten Giftstoffe, dem Botulinum-Neurotoxin, testen können. Setzt sich das Verfahren durch, könnte es jährlich einer halben Million Mäusen das Leben retten."
15.06.2012
Tierversuchsfreie Verfahren: Beispiele und Anwendungen
Das Magazin tierrechte widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe 1.12 der tierversuchsfreien Forschung.
Hier ein Auszug:
Um eine konkrete Vorstellung davon zu vermitteln, was tierversuchsfreie Verfahren sind, haben wir einige gängige Methoden zusammengestellt. Die Beispiele sollen einen Eindruck von der Vielfalt der Möglichkeiten geben und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Tierversuchsfreie Verfahren kommen – wie der Name schon sagt – ohne den Einsatz von Tieren aus, ob es sich um die Testung von Wirkstoffen, Medizinprodukten, therapeutischen Maßnahmen handelt oder um die Grundlagenforschung, die dem reinen Erkenntnisgewinn dient.
Zu den tierversuchsfreien Verfahren zählen die sogenannten in vitro-Methoden, wie beispielsweise Zellkulturen oder künstliche Organe, in silico-Methoden, wie Computersimulationen, bildgebende Verfahren oder der Einsatz von Probanden. „Tierversuchsfreie Verfahren“ müssen von den „tiereinsatzfreien Verfahren“ unterschieden werden, denn diese arbeiten zwar zumeist mit menschlichen oder tierischen Zellkulturen. Akzeptabel sind sie aus Sicht des Tierschutzes nur, wenn hierfür dauerhaft vermehrbare Zelllinien eingesetzt werden und nicht ständig neue Tiere getötet werden müssen.
mehr >>> www.tierrechte.de
11.04.2011
"Wunder der Fleischwerdung" - Spiegel 15/2011
Der Spiegel berichtet über die industrielle Fertigung von menschlichem Hautgewebe am Stuttgarter Fraunhofer-Institut.
Zitat aus dem Artikel:
Die Stuttgarter Hautfabrikanten rechnen sich mit ihren industriell gefertigten Präparaten beste Aussichten auf eine Zulassung aus. Trotzdem wollen sie sich auf dem Weg in die klinische Praxis noch etwas Zeit lassen. Zunächst haben sie gar nicht den Markt des Hautersatzes für Verbrennungsopfer oder für Menschen mit schwer heilenden Wunden im Auge. Ihre Kunden sehen sie vielmehr in der Chemie-, Pharma- und Kosmetikindustrie.
Besonders seit durch die europäische Verordnung zum Chemikaliengesetz (bekannt unter dem Kürzel Reach) die Zahl der gesetzlich geforderten Tierversuche drastisch angestiegen ist, werden dringend alternative Methoden gesucht, mit denen sich die Verträglichkeit neuartiger Substanzen testen lässt. Genau dazu aber könnte die Stuttgarter Fabrikhaut dienen.
So wird diese wohl zunächst kein einziges Menschenleben retten, wohl aber Tausende Tiere vor dem Tod bewahren.
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Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presseinformation 19/2011 vom 07.03.2011
Stammzellenforschung ohne Tierversuche
Internationales Forschungsteam entwickelt neuartigen Test für Stammzellen
Keine Labortiere, bessere Ergebnisse und niedrigere Kosten – Forscherinnen und Forscher der RWTH Aachen, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und dem Scripps Research Institute (San Diego, USA) stellen in der aktuellen Ausgabe von Nature Methods (6.3.2011) eine neue Methode zur Stammzellforschung ohne Tierversuche vor. Die Grundlagenforschung an humanen Stammzellen, zu denen auch die vieldiskutierten embryonalen Stammzellen gehören, ist ein wichtiger Bestandteil der regenerativen Medizin. Bisherige Qualitätskontrollen auf diesem Gebiet basierten meist auf Mausstudien.
Dr. Franz-Josef Müller vom Zentrum für Integrative Psychiatrie an der Christian-Albrechts-Universität erklärt: "Das neue Verfahren PluriTest erlaubt uns eine standardisierte Überprüfung so genannter pluripotenter Stammzelleigenschaften in der stark wachsenden Zahl menschlicher Stammzelllinien. Diese speziellen Stammzellen werden als Alleskönner angesehen, weil sie prinzipiell jeden humanen Zelltyp erzeugen können. Dabei können wir auf Daten aus Tierversuchslaboren verzichten und gleichzeitig genauere Ergebnisse erzielen."
27.02.2011
Gibt es eine Positivliste für Arzneimittel?
Der deutsche Tierschutzbund e. V. schreibt dazu:
Eine Positivliste von tierversuchsfrei hergestellten Arzneimitteln gibt es unseres Wissens nicht.
Seit 1978 müssen in Deutschland Arzneimittel, die neu auf den Markt kommen, nach dem Arzneimittelgesetz zugelassen werden. Dafür muss der Hersteller der zuständigen Behörde Angaben über die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des Produktes vorlegen. Die Prüfung der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Medikamente sieht explizit die Durchführung von Tierversuchen vor. Darunter fallen z.B. Giftigkeitsprüfungen oder auch die Verteilung und Verstoffwechselung des Medikaments im Tierkörper. Die Versuche erfolgen z.B. an Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Hamstern, Kaninchen, Katzen, Hunden und Affen. In Deutschland werden nach offiziellen Angaben fast 50% aller statistisch erfassten Versuchstiere für die Entwicklung und Prüfung von Arzneimitteln verwendet.
Es ist davon auszugehen, dass alle Mittel, die mit einer Heilwirkung werben, also auch Naturheilmittel und homöopathischer Mittel, deren Beipackzettel therapeutische Angaben enthalten, Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsprüfungen durchlaufen haben. Homöopathische Arzneimittel, für die vom pharmazeutischen Unternehmen keine therapeutischen Anwendungsgebiete genannt werden, werden lediglich registriert. Im Normalfall müssen hierfür weder Angaben über Wirkung und Anwendungsgebiete noch Unterlagen und Gutachten über die pharmakologisch-toxikologische und klinische Prüfung vorgelegt werden.
Eine definitive Klärung, ob für ein Mittel Tierversuche durchgeführt wurden, ist im Einzelfall über eine Anfrage beim Hersteller bzw. dem Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin möglich.
Eine Sonderstellung nehmen die Nachahmerprodukte, so genannte Generika, ein. Diese müssen als solche nicht mehr die Arzneimittelzulassung durchlaufen, da sie mit bereits existierenden zugelassenen Produkten identisch sind. Für deren Entwicklung und Zulassung wurden jedoch zahllose Tierversuche durchgeführt, ohne die auch die Generika nicht ihre Zulassung bekommen hätten. Hinzu kommt, dass die neuen Arzneimittel von heute die Generika von morgen darstellen.
Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich dafür ein, dass bei der Entwicklung und Prüfung von Arzneimitteln tierversuchsfreie Verfahren eingesetzt werden. Zahlreiche Teilerfolge konnten hierbei mittlerweile erzielt werden. Auch als Verbraucher kann man etwas zur Vermeidung von immer neuen Tierversuchen für diesen Bereich beitragen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, ob nicht alt bewährte Hausmittel oder alternative Heilverfahren, für die keine Tierversuche durchgeführt wurden, Ihr Leiden beheben können. Mit einer gesunden Lebensführung kann man dazu beitragen, dass zumindest keine Medikamente zur Beseitigung selbstverschuldeter Krankheitssymptome benötigt werden.
Quelle: www.tierschutzbund.de